Rhapsodie in Gelb
Es ist immer überwältigend, wenn bei uns die Rapsfelder erblühen. Das satte Gelb erfreut unser Auge. Für Landschaftsfotografen ein Muss, mit der Kamera schöne Bildkompositionen zu gestalten. Aber auch die Vogelfotografen nutzen die Gelegenheit, ihre Lieblinge möglichst im satten Gelb zu erwischen. Jedes Jahr fiebere ich der Zeit entgegen. Aber die kleinen Burschen richtig zu erwischen ist leichter gesagt als getan. Mit dieser Seite möchte ich gerne meine Vorgehensweise Ihnen beschreiben.
Inhalt:
- Planung und Vorbereitung
- Bildgestaltung
- Wetter und Licht
- Ausrüstung und Kameraeinstellungen
- Bildbearbeitung
- Verhaltensregeln beim Fotografieren
Planung und Vorbereitung
Noch bevor die Blühte anfängt, erkunde ich die Gegend. Wo steht dieses Jahr der Raps? Befinden sich neben den Feldern Sträucher und Buschwerk? Oder gar Gewässer, kleine Teiche, Bäche und ähnliches? Dies alles hilft, die Wahrscheinlichkeit für Vogelbeobachtungen zu erhöhen. Goldammer bevorzugen Hecken mit offenen Flächen. Genauso auch die Dornengrasmücke und das Schwarzkehlchen. Feuchte Habitate in der Nähe erhöhen die Wahrscheinlichkeit für die Sichtung von Braun- Blaukehlchen, sowie der Rohrammer. Eine schützende Deckung neben dem Rapsfeld, wie zum Beispiel Bäume, ist auch hilfreich.
Bildgestaltung
Die Bilder leben von dem freigestellten Vogel in voller Schärfe und dem satten Gelb des Raps. Ruhig durch den vorderen Raps auf den Vogel fokussieren. Solche Bilder bekommen einen mystischen Effekt. Möglichst den Vogel so positionieren, dass er völlig im Raps eingebunden ist. Warten, auf die richtige Position des Vogels. Eine Rückenansicht ist nicht so attraktive. Ein Stativ ist eher hinderlich, da man oft einen Positionswechsel vornehmen muss.
Wetter und Licht
Das Licht am Morgen und späten Nachmittag lassen das Gelb vom Raps satt leuchten. In der Mittagszeit, bei grellem Sonnenschein, gibt es oft Probleme den richtigen Weißabgleich zu treffen. Oft sind Stellen vom Raps zu hell (fast Weiß) und können auch mit Bildbearbeitungsprogrammen nur schwer, oder gar nicht korrigiert werden. Wenn in der Mittagszeit, dann bei leicht bewölktem Himmel.
Beim starken Wind meiden die Vögel es, sich auf die wankenden Blütenspitzen zu setzen. Sie bleiben lieber auf dem Boden sitzen.
Ausrüstung und Kameraeinstellung
Aufgrund der Größe der kleinen Gesellen und der großen Fluchtdistanz, sind lange Brennweiten erforderlich. Um so mehr, um so besser. Ich empfehle den Einstieg bei 300mm. Oft hilft auch ein Telekonverter, der die Brennweite nochmal erhöht.
Die Bilder leben auch von einem schönen Bukeh. Da hilft von vornherein die lange Brennweite. Zusätzlich fotografiere ich immer mit der größten Blendenöffnung.
Um so kleiner der Vogel, um so schneller seine Bewegungen. Das heißt, wir sollten eine kurze Verschlusszeit einstellen. 1/1250s und kürzer. So bekommen Sie mit Glück auch einen Vogel im Flug scharf eingestellt. Die ISO-Automatik kann mit ruhigem Gewissen eingestellt werden. Der Raps leuchtet so hell und mit einer offenen Blende, werden die ISO-Werte nicht kritisch. Natürlich auch den Autofokus mit der Fokus-Nachführung einstellen. Und Serienaufnahmen, was die Kamera so hergibt. Für eine bessere Bildnachbearbeitung immer auf RAW-Format abspeichern.
Bildbearbeitung
Kleinste Lichtveränderungen können auch große Farbänderung ergeben. Der Sensor hat zu kämpfen mit dem einheitlichen Gelb und kämpft oft, den richtigen Weißabgleich zu treffen. Von daher ist es in der Regel erforderlich, die Bilder in einem RAW-Konverter zu bearbeiten.
Verhaltensregeln beim Fotografieren
Bei aller Motivation für schöne Bilder ist es mir hier wichtig zu erwähnen, dass kein Vogel bei dem Fotografieren in Streß versetzt werden darf. Oft sind die Vögel zurück aus ihren Überwinterungsgebieten. Die Schafstelze überwintert südlich der Sahel-Zone. Für den kleinen Vogel eine ganz große Leistung, diese Strecke zu ihrem Brutgebiet zurückzulegen. Zudem beginnt gleich nach der Rückkehr die Paarungszeit. Das Männchen verbraucht in der Zeit viel Kraft, um sein Revier zu sichern und mit Balzflügen und Gesang auf sich aufmerksam zu machen. Von daher bleiben sie auf den Wegen. Jagen sie den Vögeln nicht hinterher. Verhalten Sie sich ruhig und keine hektische Bewegungen. Betreten Sie nie das Rapsfeld. Dies empfinden die Vögel als Reviereintritt. Auch könnte es mit dem Bauern Stress geben, bis hin zur saftigen Geldstrafe. Locken Sie die Vögel nicht mit dem Handy an. Auch dies ist nicht erlaubt.
"Kein noch so schönes Foto ist es wert, wenn die Tiere dabei gestört werden." Dirk Gildemann
Vögel im Raps zu fotografieren ist, wie so oft bei Tierfotografie, mit viel Geduld verbunden. Genießen Sie die Zeit zur Blüte und lauschen Sie gespannt nach den Vögel. Um so länger Sie am Rapsfeld stehen, um so mehr werden Sie hören und sehen. Und wenn am Ende dabei ein gute Foto heraus kommt, ist es ein schöner Erfolg für einen schönen Tag am Rapsfeld.